Ein Style-Edit
Ideen für den Frühlingstisch
Der Frühling steht in voller Blüte, und das bedeutet zwei Dinge: Es ist Zeit für den großen Frühjahrsputz und Zeit, gute Gesellschaft zum gemeinsamen Essen einzuladen. Aber wie sieht der ideale Frühlingstisch aus? Wir haben Renée Kemps gefragt, eine niederländische Fotografin, die für renommierte Designmagazine um die Welt reist, um die schönsten Interieurs festzuhalten, und derzeit in Japan lebt.
„Ich entscheide mich bewusst für einen minimalistischen Ansatz, denn er schafft Fokus: auf das Gespräch, das Essen, das Zusammensein.“
Eins reicht
Renée beginnt mit einer neutralen Basis aus Schwarz und Weiß, wenn sie den Frühlingstisch deckt. „Diese Farben sind zeitlos und kraftvoll“, sagt sie. „Dann setze ich einen Farbakzent, zum Beispiel mit einem Gemüse, einer Serviette oder einer Blume.“ Schwarz und Weiß in Kombination mit nur einer Farbe sorgen laut Renée für Ruhe und Klarheit, ohne dass die visuelle Spannung verloren geht. Also: Entscheiden Sie sich für eine Farbe. Sie schlägt Limettengrün vor, aber wer lieber selbst wählt, sollte eine Farbe nehmen, die zur Jahreszeit oder zur Stimmung des Tisches passt.
Gib allem seinen Platz
Was auffällt: Jedes Element auf dem Tisch, vom Teller bis zum Besteck, ist mit Sorgfalt platziert. „Jeder Gegenstand steht für sich und bekommt seinen Raum“, sagt sie. „Ich entscheide mich bewusst für einen minimalistischen Ansatz, denn er schafft Fokus: auf das Gespräch, das Essen, das Zusammensein.“ Eine maximalistisch gedeckte, üppige Tafel hat laut Renée durchaus ihren Reiz. Dennoch ist sie überzeugt, dass dem Frühling eine gewisse Schlichtheit besser steht. „Sie bringt Klarheit, ein Symbol für einen Neuanfang. Die sanfte Energie der neuen Jahreszeit kommt besser zur Geltung, wenn die Gäste nicht durch einen überladenen Tisch überfordert werden.“
Weißraum
Kurz gesagt: Gib jedem Element den Platz und die Aufmerksamkeit, die es verdient. So entsteht auf ganz natürliche Weise viel Weißraum auf dem Tisch. Die Helligkeit der Tischdecke darf dabei ruhig im Mittelpunkt stehen. „Weißraum ist für mich essenziell. Er ist der Atem der Komposition. Indem man die Elemente mit Abstand anordnet, entsteht Ruhe und visuelle Klarheit. Ich möchte, dass die Augen zwischen Tellern und Schalen kurz zur Ruhe kommen können. Denjenigen, die eine üppig gedeckte Tafel bevorzugen, würde ich sagen: Probiert einmal etwas anderes, lasst bewusst etwas weg und beobachtet, wie sich die Stimmung verändert. Man muss nicht alles zeigen, manchmal ist die Andeutung stärker als die bloße Präsenz.“
Ein Hauch von Schwarz
Neben dem großzügigen Einsatz von Weißraum fällt auf, dass Renée Schwarz nicht meidet, eine Farbe, die die meisten von uns nicht sofort mit dem Frühling verbinden würden. „Schwarz auf einem Frühlingstisch zu verwenden, mag unerwartet sein, aber es funktioniert sehr gut“, sagt sie. „Es verleiht der sanften Farbpalette Kraft.“
Schwarz bleibt die Farbe der Eleganz. Renée integriert sie durch eine schwarze Holzschale aus der Out of Lines-Kollektion von Uncharted für Serax und eine feine gusseiserne Teekanne aus der Collage-Kollektion für Serax, die zudem einen dezenten fernöstlichen Akzent setzt. „Schwarz verleiht der Tischdekoration definitiv eine elegante Note. In Japan wird Schwarz nicht als schwer oder düster wahrgenommen, sondern als zurückhaltend und raffiniert. Genau diese Energie möchte ich vermitteln.“
Bitte berühren
Für Geschirr und Besteck hat sich Renée für Passe Partout und Cena von Vincent van Duysen entschieden, zwei der beliebtesten Kollektionen von Serax. „Sie sind schlicht, aber hochwertig. Die Keramik hat eine feine Textur. Alles wurde mit Blick auf die Haptik ausgewählt: Wie sich etwas in der Hand anfühlt, ist genauso wichtig wie das Aussehen.“ Ergänzt wird das Geschirr durch charaktervolle Stücke von Marie Michielsen, Kelly Wearstler, Utilise.objects und Uncharted. „Bei Gläsern wähle ich immer klares, undekoriertes Glas. Das vermeidet visuelle Unruhe und sorgt dafür, dass das Trinken ein elegantes Erlebnis bleibt.“
Artischocken-Bouquet
Das auffälligste Merkmal von Renées Frühlingstisch ist vielleicht nicht das, was vorhanden ist – sondern das, was fehlt: das große Frühlingsbouquet. „Üppige Blumenarrangements sind wunderschön, aber sie versperren oft die Sicht und unterbrechen das Gespräch“, erklärt sie. „Deshalb bevorzuge ich kleine Dekorationselemente, die ich lieber an den Tischenden oder sogar daneben platziere. Sie sind dezenter, aber genauso wirkungsvoll.“ Anstelle von Blumen dekoriert sie mit saisonalem Obst und Gemüse. „Sie bringen natürliche Formen und Texturen auf den Tisch, perfekt für ein Frühlingsarrangement.“ Besonders auffällig: die Artischocke. „Die Artischocke hat eine starke skulpturale Qualität und verstärkt die Atmosphäre. Ich arbeite auch gerne mit Zitrusfrüchten, jungen Radieschen und Rhabarber, frisch, lebendig und visuell spannend.“
Leere ist Form, Form ist Leere
Renées Entscheidung für ein ruhiges, luftiges Tischarrangement ist kein Zufall. Sie lebt derzeit in Japan, dem Land, das den westlichen Minimalismus maßgeblich geprägt hat.
„Meine Karriere begann in Japan. Dort herrscht eine Kultur der Achtsamkeit gegenüber Stille und Einfachheit, die mich tief berührt hat und inzwischen ein Teil von mir ist. In Japan lernt man, dass das Fehlen von etwas genauso bedeutungsvoll sein kann wie seine Präsenz. Deshalb fällt dieser Frühlingstisch gerade durch seine Zurückhaltung auf, ein Paradoxon, das ich als sehr wertvoll empfinde.“