Niemand verbindet die Schönheit von Blumen und Design auf so außergewöhnliche Weise wie Mark Colle. Der in Antwerpen lebende Blumenkünstler hat dank seines ausgeprägten Improvisationstalents bereits mit der Crème de la Crème der Mode- und Designwelt zusammengearbeitet. Wir haben Colle gebeten, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen und Blumenarrangements für fünf Vasen der Serax-Kollektion zu entwerfen. „Ich arbeite sehr intuitiv. Wenn ich zweifle, ist es vielleicht nicht das Richtige.“
„Meine Aufgabe ist es, Emotionen durch Blumen zu vermitteln. Aber bei meiner Arbeit kann man nicht lange in dieser Emotion verweilen, denn die Blumen verwelken ja im Nu. Das finde ich so interessant. Flüchtige Gefühle, die man kurz festhält und dann wieder loslassen muss.“
„Exquisites Chaos“ nannte Mark Colle seine Arbeit für Dior 2012 in einem Interview mit dem renommierten Modemagazin Dazed & Confused. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Belgier die internationale Presse bereits mit Kollaborationen mit Modegiganten wie Ann Demeulemeester, Dries Van Noten und Raf Simons in Aufruhr versetzt. Andere wie Prada und Louis Vuitton folgten.
Nicht umsonst beginnen wir diesen Artikel mit den Worten „exquisites Chaos“. Sie fassen sowohl die Arbeit als auch das Leben von Mark Colle treffend zusammen. Der junge Colle entpuppt sich als Enfant terrible, der im Alter von fünfzehn Jahren die Mittelschule verlässt und über einen eher zufälligen Weg in einem örtlichen Blumenladen in Gent arbeitet. Nach und nach entdeckt er die Kunst des Blumenarrangierens für sich. Das Jahr 2003 wird zu einem Schlüsseljahr in seinem Leben. In diesem Jahr erfährt er von einer freien Stelle in einem Blumenladen in Baltimore, USA, und stürzt sich ohne zu zögern in das große Abenteuer.
Während seines zweijährigen Aufenthalts in den USA umgibt sich Colle mit echten Freidenkern, die ihn in seiner Rebellion bestärken. In diesem Zusammenhang lässt er 2023 die belgische Presse (Knack) sein in Baltimore gewonnenes Lebensmotto festhalten: „If all else fails, read the manual.“ Mit anderen Worten: Mach es auf deine Art und denk nicht zu viel nach. Mit dieser rebellischen Einstellung gründet Colle 2007 sein eigenes Geschäft, Baltimore Flowers, in der Nähe des Graanmarkts in Antwerpen. Er tut dies ohne Startkapital und ohne jemals in Antwerpen gelebt zu haben. Irgendwann wird ihm sogar der Strom abgestellt, weil er sein Budget für Orchideen ausgegeben hat. Aber Ende gut, alles gut. Inzwischen ist Baltimore Flowers eine Ikone in der Modestadt und weit darüber hinaus.
Das Leben von Mark Colle liest sich wie Improvisationstheater, und auch in seiner Arbeit steht die Intuition im Vordergrund. Das merken wir auch während unserer Zusammenarbeit, bei der Colle fünf Vasen aus der umfangreichen Kollektion von Serax bearbeitet. „Ich brauche einen ständigen Fluss von Kreativität und Spontaneität“, erklärt er uns. „Deshalb arbeite ich sehr intuitiv und reagiere auf die jeweilige Situation. Blumen sind vergänglich, das hilft. Man hat keine Zeit, lange darüber nachzudenken, was man tut.“
Vasen sind für ihn im wörtlichen und übertragenen Sinne die Basis seiner Arbeit. „Die Vase kann eine Quelle der Inspiration sein, aber vor allem ist sie ein nicht zu unterschätzender Teil der Komposition“, sagt er. Seine Kompositionen sind immer üppig, wild und anmutig. Die strengen, natürlichen Formen der Vasen, die von den Serax-Designern LIZ.objets, Ruben Deriemaeker, Marie Michielssen und Piet Boon entworfen wurden, inspirieren ihn nicht nur zu solchen Arrangements, sondern verleihen dem Ganzen eine zusätzliche Portion Eleganz. Und sie bilden die ruhige Basis, wie der Fuß eines feuerspeienden Vulkans.
Dem eher braven Images des Blumendesigns zum Trotz wirken Colles Arbeiten immer rebellisch, als würde der Strauß vor Energie explodieren. Das hat natürlich mit seinem Talent für geordnetes Chaos zu tun. Und mit seinem Auge für Farben. „Farbe ist eine große Inspiration und wahrscheinlich das, was mich an diesem Beruf am meisten reizt“, gibt er zu. Auffällig ist auch, wie Colle dunkle Farben einsetzt. Sie erzeugen winzige Schatten und geben dem Ganzen eine malerische Note. Colle: „Die dunklen Blumen verleihen der Komposition eine gewisse Melancholie.“
Mark Colle arbeitet mit Kontrasten: Licht und Dunkelheit, Ordnung und Chaos, Energie und Melancholie. Fragt man ihn nach seiner Inspiration, tauchen diese Gegensätze in seiner Antwort auf. So findet er den Horrorklassiker Suspiria von 1977 ebenso inspirierend wie die klamaukige Fernsehserie Nonkels. Das macht seine Arbeit so vielschichtig. Seine Blumen drücken gleichzeitig klassische Musik und Techno aus. Colle ist also ein echter Freigeist mit offenem Blick. Dennoch liegt für ihn die wahre Schönheit der Blumen in ihrer Natur: der Vergänglichkeit. „Meine Aufgabe ist es, Emotionen durch Blumen zu vermitteln. Aber bei meiner Arbeit kann man nicht lange in dieser Emotion verweilen, denn die Blumen verwelken ja im Nu. Das finde ich so interessant. Flüchtige Gefühle, die man kurz festhält und dann wieder loslassen muss.“
